Die Polit-Blogs leiden allesamt am Nichtverstehen dieses Mediums. Dies gilt vor allem für die Blogs im Umfeld der Parteien. Manche führen tatsächlich Tagebuch. Da offenbart sich am krassesten, dass man nur die Übersetzung im Dictionair nachgeschlagen hat und zeigt sich auch der eher unkritische Anfänger. Das Tagebuchführen ist zwar ein sehr nützliches Instrument um sich Rechenschaft zu geben und zu reflektieren. Was soll es aber für einen Sinn geben, öffentlich ein Tagebuch zu führen.
Der zweite Polit-Blogger schreibt seine Leserbriefe und unveröffentlichten Presseaussendungen. Nun tatsächlich hat das Bloggen den Vorteil, dass man seine Meinung einmal unzensuriert, also frei von den Schranken der Medien, die aus ökonomischen oder ideologischen Gründen, aus schlichten Layout-Bedürfnissen der Medienmacher und einfach auch der Konkurrenz mit anderen Nachrichten der Schere zum Opfer fallen. Wer aber will diese Leserbriefe konsumieren?
Der dritte Politik-Blogger ist aber der schlimmste Fall und in der Regel unbelehrbar. Die Fälle 1 und 2 legen sich bei Dauer des Bloggens. Diese Blogger aber meinen, sie müssten die Propaganda ihrer (Mutter-)Partei fortsetzen, entwicklen über Gebühr Korpsgeist und lassen alles weg, was ihnen für das Bild ihrer politischen Gruppierung schädlich scheint und betreiben einfach nur den Vervielfältigungsappasrat. Sie prägen derzeit das Bild der Politikblogs und sind geradedort vorherrschend, wo die Parteien sich besonders darum bemühen. Eine Fortsetzung der Parteipropaganda mit anderen Mitteln.
Häufig ist ihr optisches Erscheinungsbild auch uniform. Nie fehlen ihnen Brustbilder, Signets, Parteifärbelung und Pateisymbole. Hier wird nicht nur das Unverständnis für Web 2.0 offenbar, darüber hinaus auch eine Vulgärvorstellung von Corporate Design sichtbar. Jeder Analphabet erkennt sofort wer dahinter steht und die parteipolitisch bereits irgendwie Geprägten klicken bei einer solchen Seite sofort weg, wenn sie eine Konkurrenz erkennen. Die eigenen ebenso: Sie wissen es sowieso besser und kennen auch das Original. Warum sollten sie sich für die 29. Kopie interessieren? Aber diese uniformen Politikblogger werden wohl noch lange das politische Bloggeschehen bestimmen.
Die Wirtschaft ist der Politik schon längst davongebloggt. Politik hält sich in Wirklichkeit nicht einmal mehr im Windschatten. Daher lohnt es sich allemal ein paar ökonomische Gesichtspunkte des Bloggens, Businessblogs sich genauer anzusehen. Für Österrreich immer ein Gewinn der vielleicht bekannteste österreichische BusinessBlogger Hans Treichl (anders denken). Wenn man Kunde mit Wähler oder Bürger übersetzt, dann ist schon sehr viel gar 1:1 zu übertragen. Möglicherweise käme man mit dem Bloggen überhaupt weiter, wenn man statt Wähler endlich Kunden sähe.
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