Kulturarbeit kann aber nicht politische (und ökonomische) Initiativen zur Lösung von Konflikten ersetzen. Wie kann Kultur zur Konfliktregulierung beitragen? Wie können wir die positive Rolle der Kultur nutzen? Welche außenkulturpolitischen Initiativen braucht Europa in Krisenregionen?
Der 11. September 2001 machte es schmerzlich klar: Interkultureller Dialog ist nicht bloß schöngeistige Wolkenkraxelei, sondern unumgängliches Mittel zur nachhaltigen Prävention internationaler Konflikte.
In Folge der Kriege des 20. Jahrhunderts engagieren sich die europäischen Institutionen schon seit langem für die Bewältigung politischer Konflikte durch Begegnungs-, Verständigungs- und Dialogprogramme. Doch wie kann Europas Funktion als Mittler in Krisenregionen noch ausgebaut werden? Und welche Rolle kann EUNIC, das europäische Netzwerk nationaler Kulturinstitute, in diesen Vermittlungsstrategien spielen? Diese und mehr Fragen finden ihren Platz im Kulturreports 2012/2013, einer gemeinsamen Publikation von EUNIC und dem deutschen Institut für Auslandsbeziehungen.
Dass kulturell-ideologische Konflikte schwieriger zu lösen sind als pragmatisch motivierte, bestätigt der Politikwissenschaftler Jochen Hippler und nennt die Konflikte zwischen islamisch und christlich geprägter Welt als Beispiel. Interkultureller Dialog reiche hier alleine nicht mehr aus, die Vermittlung müsse feste Aufgabe des Auswärtigen Amtes werden, fordert er. Wie Kulturarbeit im Nordirlandkonflikt zur Entspannung beigetragen hat, berichtet Peter Jenkinson, Kodirektor von Culture+Conflict. Auch nach wie vor seien Vermittlungsprojekte in Nordirland wichtig. Dass gegenseitige Vorbehalte oft weitreichende historische Wurzeln haben, weiß die ägyptische Schriftstellerin Salwa Bakr und spannt den Bogen vom schwierigen muslimisch-christlichen Verhältnis heute zu den Kreuzzügen des Mittelalters. Es fehle der westlichen Außenpolitik an Gefühl und Objektivität, viele Entscheidungen würden aufgrund von Interessenpolitik gefällt. Für einen Dialog auf Augenhöhe benötige man den "mitfühlenden Blick" auf die Probleme des Gegenübers. Nur so könne der kulturelle Dialog einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der politischen Lage leisten.
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- Kultur und Konflikt: Herausforderungen für Europas Außenpolitik - EUNIC, Institut für Auslandsbeziehungen und Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit dem British Council, dem Französischen Ministerium für Auswärtige und Europäische Angelegenheiten sowie der Calouste Gulbenkian Stiftung (Hg.). – Stuttgart: ifa, 2013. – 236 S. – (Kulturreport; 5) (EUNIC-Jahrbuch; 2012/2013).
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- 19.2.14 [Letzte Aktualisierung, online seit 19.2.14]
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Lohnt sich ein Download? Ein Blick auf den Inhalt:
Sebastian Körber: Den Schleier lüften. – S. 4-5
1. Kapitel: Die Potenziale der Kultur
Jochen Hippler: Jenseits der kulturellen Nebelwand. – S. 10-22
Damien Helly: Mehr Kultur in der globalen Politik. – S. 23-27
Gudrun Kramer, Thomas Ernstbrunner, Wilfried Graf: Zwischen Sinnspirale und moralischer Fantasie. – S. 28-35
Moukhtar Kocache: Die Botschaft der Flaschenpost. – S. 36-46
Katrin Mader: Die Chancen der Kultur. – S. 50-54
Mike Hardy, Aurélie Bröckerhoff: Eine Frage der Sicherheit. – S. 55-62
Mary Ann DeVlieg, Victoria Ivanova, Sidd Joag, Rosario Pavese, Ole Reitov: Kreative Bürgeranwälte. – S. 63-67
2. Kapitel: Frieden schaffen – Lernen aus den Erfahrungen vor Ort
Michael Gleich: Heilung aus der Mitte. – S. 72-76
Martina Fischer: Gegen Trauma und Tabu. – S. 77-83
Jemima Montagu: Afghanistan und darüber hinaus. – S. 86-91
Raphael Vergin: Krieg beginnt in den Köpfen. – S. 92-97
Bernd Reiter: Eine Stimme für die Stimmlosen. – S. 98-106
Peter Jenkinson: Die Wahrheit frei machen. – S. 107-113
3. Kapitel: Die Macht des Künstlers – Auf der Suche nach einer
gemeinsamen Ebene
Yang Lian: Das Politische im Poetischen. – S. 118-128
Slavenka Drakulić: Nicht nur Versöhnungstheater. – S. 129-138
Beqë Cufaj: Problemzone Europas. – S. 139-148
Salwa Bakr: Mit zwei Augen sehen. – S. 149-156
Andrea Grill: Vom Balkon der Besserwisser. – S. 157-162
Vladimir Ivanoff: Mit der Sprache der Musik. – S. 163-167
Christian Schoen: Kunst-Kontext Konflikt. – S. 170-175
4. Kapitel: Die Rolle von EUNIC in Krisenregionen
Delphine Borione: Puffer zur Befriedung der Bevölkerung. – S. 180-186
Gottfried Wagner: Weit entfernt vom Tonfall des Machbaren. – S. 187-191
Yudhishthir Raj Isar: Nach den Sternen greifen. – S. 192-200
Robin Davies: Türen offen halten in schwierigen Zeiten. – S. 201-205
Martin Eichtinger: Steter Tropfen höhlt den Stein. – S. 206-210
Luciano Rispoli: Feld des Friedens. – S. 211-214
Ruth Ur im Gespräch mit Jok Madut Jok: Nahrung für die Seele. – S. 215-223
EUNIC-Jahresbericht 224
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