Dienstag, 3. Oktober 2017

[ #radio ] Brechts Radiotheorie als methodische Schablone für Social Media

Bertolt Brecht  hatte das damals neue Medium Radio mit Begeisterung aufgenommen. 

Bald aber war der Dramatiker und Schriftsteller von der allzu einseitigen Nutzung des Rundfunks durch die damaligen Programmmacher enttäuscht und er postulierte die aktive Mitarbeit und Einbindung der Hörer.
         "...von allen alkoholischen Exzessen ist nichts gefährlicher als der stille Suff."
        Bertolt Brecht in: Der Rundfunk als Kommunikationsapparat. Rede über die Funktion des Rundfunks.
Der Rundfunk als Kommunikationsapparat. Bertolt Brechts sogenannte "Radiotheorie" ist eine Sammlung verschiedener Texte und spiegelt seine Auseinandersetzung mit dem damals jungen Medium Rundfunk wider. Die Radiotheorie entstand von 1927 bis 1932. Während dieser Zeit erfuhr der Rundfunk eine starke Verbreitung in der Öffentlichkeit hin zum Massenmedium.

"... Was nun diesen Lebenszweck des Rundfunks betrifft, so kann er meiner Meinung nach nicht darin bestehen, das öffentliche Leben lediglich zu verschönern... Auch als Methode, das Heim wieder traut zu machen und das Familienleben wieder möglich, genügt meines Erachtens der Rundfunk nicht...".

Demokratisierung. Im Kontext zu Bert Brechts Theorie vom Epischen Theater und seiner Lehrstück-Arbeit versteht Brecht den Rundfunk als ein Medium, welches die aktive Mitarbeit und Einbindung der Rezipienten möglich und nötig macht und sie damit selbst zu Produzenten werden lässt. Es war Brechts größtes Anliegen, den Rundfunk so zu demokratisieren, "daß das Publikum nicht nur belehrt [wird], sondern auch belehren muß". Er wollte einen Hörfunk schaffen, der auch als "Empfänger“ funktioniert; so sollten die Hörer auch "Sender“ sein können. Seine Forderungen hierzu formulierte er in der "Rede über die Funktion des Rundfunks", publiziert 1932 in "Der Rundfunk als Kommunikationsapparat":

"Der Rundfunk ist aus einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln. Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, ein ungeheures Kanalsystem; das heißt, er wäre es, wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen und ihn nicht zu isolieren, sondern ihn in Beziehung zu setzen. Der Rundfunk müsste demnach aus dem Lieferantentum herausgehen und den Hörer als Lieferanten organisieren.“



Bertolt Brecht: Radiotheorie - Literaturverweis: Gesammelte Werke, Band 18 (Schriften zur Literatur und Kunst 1) 1927-1932, Frankfurt a. Main; Rede über die Funktion des Rundfunks (1932/33) und Vorschläge für den Intendanten des Rundfunks (1928/29). Hinzu kommen der Aufsatz Radio – eine vorsintflutliche Erfindung? (1927/28) sowie das Hörstück Der Flug der Lindberghs. Ein Radiolehrstück für Knaben und Mädchen (1929).


 [citizen|BürgerIn|citoyen]

Keine Kommentare: